„Landlust, Landfrust – immer muss jemand kommen und uns die Welt erklären. Wir erleben aber in den Dörfern ganz lebendige Gemeinschaften und Engagement!“ – in seinem Kurzinput zur Arbeit des Förderprogramms Neulandgewinner skizziert Hans Feldbauer bereits am ersten Tag des 3. Netzwerktreffens den Eindruck, der den gesamten Austausch prägen soll: Ländliche Entwicklung funktioniert bereits an vielen Stellen. In den Dörfern existieren längst widerständige, engagierte und handlungsorientierte Strukturen. Es gilt nur, sie zu fördern und sichtbar zu machen.

Am 8. und 9. Oktober 2024 kamen Expert*innen aus allen Ecken Deutschlands in Göttingen zusammen, um zu diskutieren, wie Resilienz und ein Demokratisches Miteinander gestärkt werden können. Dabei wagten die Teilnehmer*innen auch einen Rollenwechsel – manch eine*r, der*die im Rahmen ihrer*seiner Verwaltungstätigkeit angereist war, berichtete von den eigenen ehrenamtlichen Aktivitäten oder persönlichen Eindrücken.

Nach einem einführenden Vortrag von Alistair Adam Hernández zum Thema „Das Resiliente Dorf – Eine Frage von gelebter demokratischer Praxis?“ und Kurzinputs zu den Schwerpunkten Gemeinschaft, Katastrophenschutz, Demokratie, Teilhabe und Wissenstransfer von Expert*innen aus dem Netzwerk stand der Nachmittag des ersten Tages ganz im Zeichen des Austausches: In den Diskussionsrunden eines Worldcafés spielten Herausforderungen wie fehlende Infrastruktur, Bedarfslücken im Bereich Begegnungsangebote sowie die Relevanz von Vernetzungsaktivitäten und offener Kommunikation eine wichtige Rolle. Am Ende des Tages war man sich – auch dank einer humorvollen Zusammenfassung aller Ergebnisse durch die Göttinger Impro-Gruppe Improsant – einig: Demokratie auf Dorfebene ist entscheidend.

Ganz am Ende des Tages gab es eine kurze Live-Schaltung nach Brüssel, wo parallel Staatssekretär Matthias Wunderling-Weilbier aus dem Nds. Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung zusammen mit Matthias Berg (Fraunhofer Institut für Experimentelles Software Engineering) und Jutta Croll (Stiftung Digitale Chancen) das Projekt bei der EU Regions Week vorgestellt haben.

Die vielfältigen Erkenntnisse des ersten Tages im Gepäck, widmete sich der zweite Tag des Netzwerktreffens der Auseinandersetzung mit und dem gemeinsamen Engagement für die Werte eines Demokratischen Miteinanders. Jutta Croll, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Digitale Chancen, vermittelte einen Eindruck in die Entwicklung des Leitbilds und Wertekatalogs der Stiftung – mit besonderem Bezug auf die Priorität eines chancengleichen Zugangs zum Internet. Als Mitglied des Sachverständigenrats Ländliche Entwicklung präsentierte Grit Körmer wertvolle Ideen zum Thema „Demokratiestärkung in ländlichen Räumen vor dem Hintergrund rechtsextremistischer Demokratiegefährdung“ und verwies darauf, dass die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse und die Förderung von Strukturen, die Kommunikation und Transparenz von unten nach oben stärken, unabdingbar fürs Demokratische Miteinander seien. Interaktiv und spielerisch nahmen Dr. Carola Croll und Paul Wolf vom Projekt Digitale Dörfer Niedersachsen die Teilnehmenden mit in die teilnehmenden Dörfer und deren vielfältiges Engagement für die 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung. Abschließend diskutierten Grit Körmer, Fabienne Hammer (Fraunhofer IESE) und Stephan Seiffert (Stiftung Digitale Chancen) mit Dr. Carola Croll (Wissenschaftliche Leitung des Projekts) und den Teilnehmenden die Frage, welche Bündnisse es für eine Resiliente, Demokratisch vernetzte Gesellschaft braucht.

Das 3. Netzwerktreffen hat gezeigt: Niedersachsen ist Demokratisch vernetzt, resilient engagiert und hat eine Menge Potential für nachhaltige, ländliche Entwicklung. Zwei Tage voller neuer Einsichten, geteiltem Wissen und Vernetzungstätigkeiten liegen hinter uns – wir bedanken uns sehr herzlich bei allen Teilnehmer*innen und Speaker*innen und freuen uns über die gelebte Erkenntnis, dass Austausch und Gemeinsames Lernen der Grundstein der Demokratiestärkung sind.